Bleibt er bei mir oder geht er?

Was ist unsere Motivation, dieses Training anzubieten?

Moxe: Ich gebe seit vielen Jahren Workshops rund um Intimität, Liebe, Sexualität und Berührung. In all diesen Workshops habe ich festgestellt, dass viele Menschen vor der Herausforderung stehen, sich zu verbinden. Schwule Männer erhalten die Botschaft von einem sehr jungen Alter, dass schwule Beziehungen sehr schwierig und nicht dauerhaft sind. Es ist wahr, dass sich die Dinge ändern, aber für viele von uns ist es immer noch die größte Herausforderung. Schwule Männer werden von frühester Kindheit an vom traditionellen Konzept der Familie und von vielen Positionen in der Gesellschaft ausgeschlossen. Selbstakzeptanz, Vertrauen und Öffnung sind für uns daher keine leichte Sache.

Ich habe eine sehr lange Reise hinter mir, um zu erreichen, wo ich jetzt bin. Und ich habe noch einen langen Weg vor mir. Deshalb möchte ich meine Erfahrungen und mein Wissen mit möglichst vielen Menschen teilen.

Was wollt Ihr mit dem Training erreichen?

Thomas: Für mich war der Weg zu erfüllenden und wahrhaften Beziehungen ein sehr langer. Ich habe sehr viele schwierige, anstrengende und manchmal belastende Situationen in Kauf genommen. Zu groß war mein innerster Wunsch, geliebt zu werden. Ich hatte viele (und habe  jetzt viel weniger, aber noch immer einige) Verhaltensmuster in mir, die Beziehungen zu einer schweren Angelegenheit machen.

Einige große Kapitel musste ich wiederholen, bis ich meine Lektion gelernt hatte.

Meine Herzensangelegenheit ist es, aus dem Erfahrungsschatz zu schöpfen – damit es andere Männer leichter haben, und fokussierter zum Ziel kommen Oder zunächst einmal in die Nähe des Ziels. Zu vermitteln, wie Du Dich besser selbst lernst zu akzeptieren und Deinen Horizont für das Menschliche in Beziehungen öffnest.

Warum haben so viele von uns Probleme, einen Partner zu finden?

Thomas: Es sind zwei Komplexe.  Zum einen nehmen viele schwule Männer sich selbst nicht an: Wenn ich meine eigenen Wünsche und Sehnsüchte nicht auslebe, sperre ich sie ein, oder spalte diese von mir ab. Sehr häufig begegnen uns schwule Männer, die ihre sexuellen Wünsche und Erlebnisse gar nicht äußern oder in ihr Tageslicht-Leben integriert haben oder integrieren können. Wenn ich teile von meinem Verhalten oder Gefühle von mir abspalte,  dann kann ich mich selbst nicht lieben. Mein Selbstbewusstsein ist dann so negativ, dass mich niemand attraktiv findet. Dann befinde ich mich in einer Abwärts-Spirale schlechter Gefühle.

Der zweite Komplex bezieht sich auf meine Sehnsucht und mein Bild vom idealen Mann und die Dynamik die daraus normalerweise entsteht….

Was ist denn diese Dynamik?

Solange ich alles möglich in ihn hineinprojiziere, was ich nicht habe und was ich so sehr vermisse,  überhöhe ich ihn, ich stelle ihn auf das Siegerpodest, oder gleich knapp unter Gott, Herkules, James Dean, wer auch immer der allesbringende Hero für Dich ist. Leider auch so oft,  je nach eigener Familiengeschichte, suche ich mir jemanden, der so sehr meiner geliebten Mutter nahekommt, oder meinem vermissten Vater… Es mag sich ein wenig platt anhören, aber es ist leider so oft die Realität: Wenn ich die Verwicklungen meiner Familien- und Seelengeschichte nicht kenne, dann suche ich mir unbewusst Partner, die dieses unbewusste und oft unheilvolle Spiel weiter spielen (müssen). Unter diesen Bedingungen können sich aber in den allermeisten Fällen keine glücklichen schwulen Langzeitbeziehungen entwickeln…

Das Verständnis der Komplexität und der Muster, mit denen ich in meiner Kindheit aufgewachsen bin, die Verbindung mit der Familienseele und der Geschichte – all das hilft uns, das zu schätzen, was wir haben, und die Muster loszulassen, die uns nicht mehr dienen und uns daran zu hindern, eine glückliche langfristige Beziehung zu haben. Seien wir ehrlich, viele dieser alten, unreflektierten  Familienkonstellationen erleichtern das glückliche Schwulenleben nicht.

Wie sehen wir Liebesbeziehungen im Allgemeinen, gibt es ein perfektes Modell? 

Moxe: Nichts ist perfekt und es gibt keine Modelle für menschliches Verhalten. Jedes Mal, wenn ein Theoretiker versucht, die Menschheit oder Beziehungen zu erklären, scheitert er. Eine Liebesbeziehung basiert auf Liebe, Engagement und Verständnis. Ich schaue mir gerne die Zusammenhänge in der Beziehung genau an. Wir sind nicht nur zwei Individuen. Wir ändern uns jeden Tag, mit den Jahren, im Aussehen, der Art und Weise, wie wir denken oder handeln. Die Welt verändert sich schnell, Gesellschaft, Kultur; auch wie Menschen mit uns als schwule Männer umgehen… Technologie beeinflusst die Art und Weise, wie wir interagieren, denken, planen. Viele Wechselwirkungen beeinflussen ein Paar. Vielleicht ist es am besten, kein festes Modell zu haben.

Thomas: Für mich funktioniert kein vorgegebenes Modell. Du musst Dir Dein eigenes erarbeiten. Je mehr Erfahrungen ich mit spannungsvollen Beziehungen und Beziehungsdrama gemacht habe (und ich hatte drei lange Beziehungen, 5, 8 und 3 Jahre mit vielen und zum Teil großen Dramas, und auch noch eine handvoll dramatische Affären), desto mehr bin ich dazu übergegangen, den Rahmen der positiven Erfahrungen langsam miteinander zu konstruieren. Das heißt also, vorsichtig ausprobieren, was gut zusammen geht, was zusammen Spaß macht und was Dich und Deinen Partner zufriedenstellt und erfüllt. Ihr erschafft also selbst den positiven Erfahrungsrahmen und versucht nicht, ein vorgegebenes Modell nachzuleben. Dabei muss jeder lernen, die eigenen Erwartungen und die Projektionen in den Partner möglichst gering zu halten. Aufbauend von positiven Erfahrungen kannst du dann anfangen, den positiven Erfahrungsrahmen langsam auszubauen. Mein Motto ist: Beziehungen sind dazu da, damit man zusammen eine gute Zeit hat. Dieses sich aneinander herantasten funktioniert sehr gut in meinen jetzigen Langzeitbeziehungen (15 und 5 Jahre…).

Im Training lernen wir viel über die verschiedenen Modelle und die Erfahrungen, die damit verbunden sind. Wir sehen es natürlich gerne, wenn Du Deine eigenen Erfahrungen mit einbringst…

Was ist Dein Beziehungsstatus ?

Moxe: Ich habe einen Partner mit dem ich die letzten 5 Jahre zusammen bin. Wir sind sehr glücklich zusammen und eigentlich sind wir sehr überrascht, dass wir noch zusammen sind. Meine Beziehungen waren noch nie so lang und ich frage mich oft, warum ich mit dieser Person noch glücklich bin. Ich hatte großartige Ex-Freunde, schöne und kluge Menschen, aber ich war nicht bereit, jemandem in meinem Leben echten Raum zu geben. Ich kann deutlich sagen, dass ich, obwohl ich jahrelang mit jemandem zusammen war, meine Entscheidungen alleine getroffen habe, meine Sachen alleine gemacht habe, und mein Freund nicht so wichtig war wie meine besten Freunde, meine Familie und nicht einmal wichtiger als mein Job.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass die Intimität und das Nest, das zwei Liebende erschaffen können, eine neue dritte Einheit ist, die nicht ich oder er, sondern wir beide zusammen sind, und wenn wir uns darum kümmern, wird sie größer und größer als jeder von uns. Diese dritte Einheit fordert uns auf, uns zu verändern, über die Art und Weise nachzudenken, wie wir uns verbinden, einander anzusehen, meine Bedürfnisse zu ermitteln und meine Individualität in Frage zu stellen. Sind wir wirklich bereit, dorthin zu gehen?

Thomas: Meiner ist etwas komplexer. Ich bin sehr zufrieden damit. Ich werde dir bestimmt Details erzählen, wenn du zum Training kommst…

Wie kann Tantra in unseren Beziehungen helfen?

Moxe: Das ist wirklich das, was wir in diesem Workshop anbieten. Beziehungsworkshops und Selbsterfahrung gibt es in vielen Formen, um Singles und Paaren zu helfen, an ihrer Beziehung zu arbeiten.

Es gibt viele Möglichkeiten, Herz, Geist und Körper für die Beziehung zu öffnen. Die Tantra-Welt lehrt uns, uns mit unserem Körper zu verbinden, und sie beeinflusst unseren Geist und unsere Seele: Tantra führt uns zu besserem Sex, verwandelt ihn in etwas Spirituelles, Tiefgründiges und Langlebiges.  Nach meiner Erfahrung hilft uns das Üben von Tantra, unseren Körper zu lieben, unserer Berührung zu vertrauen und besser zu kommunizieren.

Thomas: Ich liebe heiße Sex-Sessions mit meinem Partner…. Aber tantrische Rituale, wenn wir zusammen sind, uns zusammen massieren, zusammen atmen und dann zum Sex übergehen, sind einfach wunderbar.

Bei mir setzt dann eine tiefe Zufriedenheit ein, die viel mehr verbindet, als guter Sex… Möchtest du das auch erleben?…

Tantra hat mich gelehrt, gelassen zu sein, Situationen anzunehmen – mich auf den Partner wirklich einzulassen. Ihn anzunehmen auf allen Ebenen, aber eben auch: mich selbst zuerst anzunehmen.