Heute veröffentlichen wir ein weiteres der Interviews, die wir mit den Teilnehmern unserer Massagepraktiker-Ausbildung im letzten Jahr geführt haben. Heute ist Mario an der Reihe, interviewt von Rodrigo. Viel Spaß!
Rodrigo: Wie bist du zum Entschluss gekommen, das MPT zu buchen? Lag deine Motivation eher im privaten oder eher im beruflichen Bereich?
Mario: Ich besuchte bereits einen anderen Workshop von Gay Love Spirit und dort wurde ich auf Eurer Angebot aufmerksam. Nach einem guten Gespräch mit Thomas entschied ich mich, das Training zu buchen.
Ich hatte bereits einige Bücher und Video-Tutorials über Tantra Massage mir angeschaut und es selbst probiert, aber nicht mit dem Erfolg, den ich mir erwünscht hätte.
Daher kam eurer Angebot perfekt für mich, da ich auch auf der Suche nach neuen Ansätzen und Techniken in der Tantra-Massage war.
R: Bist du mit dem Verlauf des Trainings zufrieden? Hast Du bei jedem Modul Dein Wissen und Deine Fähigkeiten verbessert?
M: Ja, es gab meiner Meinung nach manchmal wenig erkennbare Organisation, und die Dinge wurden bearbeitet wie Sie kamen, aber das war auch sehr schön, weil wir am Ende des Einjährigen Trainings in einem Gruppen-Prozess verankert sind. Dieser Prozess begleitet uns alle durch das Lernerlebnis der Tantra Massage auch in unserer Persönlichkeits-Entwicklung weiter. Wir machen ja fast alle freiwillig weiter mit den Modulen 5 und 6.
Durch das Training habe ich auch vieles über mich selbst neu reflektieren können. Zum Beispiel über Grenzen, und wie weit ich mich mit anderen Menschen in verschiedenen Situationen einlassen will. Auch meine Sexualität hat sich dadurch ins Positive verändert.
R: Wie hast Du es empfunden, dass Du in den Modulen 2,3, und 4 insgesamt 9 Männer während der Module und mindestens weitere 5 außerhalb unter den Bedingungen des Protokolls massiert hast? Gab es viele Überraschungen?
M: Oh ja Überraschungen gab es viele. Wie soll ich sagen… Mehr Männer hätte ich nicht gerne massieren können. Der Anzahl bei den Modulen war genügend…. Ich bin eine Person, die so wie ich bin, gerne die Sachen vorher alle weiß, alles organisiert und so wenig Überraschungen wie möglich hat. Das war für mich während des Trainings nicht so leicht.
Gleichzeitig hat es mir aber geholfen mehr in mir selbst zu sein. Meine Grenzen wahrzunehmen und auch diese besser äußern zu können. Dabei gab es auch immer Unterstützung von euch und durch die Gruppe der Trainees.
R: Wie wurden diese Erlebnisse innerhalb der Trainingsgruppe besprochen und integriert?
M: Nach jeder Massage-Session oder jedem Tag mit neuen Erlebnissen haben wir uns meistens zusammen in kleinen Gruppen oder der gesamten Gruppe darüber ausgetauscht. Manchmal gab es einfach Ereignisse auf der Ebene der Massage, manchmal gab es auch Erlebnisse auf meiner persönlichen Ebene oder der von Mit-Studenten. Wie gesagt, am Ende waren wir alle zusammen in einem Jahres-Prozess in den wir uns beim Modul jedes Mal gesehen haben und auch natürlich zwischendurch auch bei der Supervision. Von diesem Austausch haben wir alle wirklich sehr profitiert.
R: Wie hast du die Männer für deine eigenen Probesitzungen gefunden? Wie hast Du auf dich außerhalb des Trainings aufmerksam gemacht?
M: Also ich bin schon selbst Masseur (keine Tantramassagen bisher), und irgendwann habe ich einige meiner Klienten angeboten, sich einfach mal quasi als Test-Kaninchen vorzustellen. Daneben habe ich einfach auch mein Romeo Profil dazu benutzt, einfach Massage Partner zu finden.
R: Waren die Feedbacks durch die Klienten und die Trainer hilfreich?
M: Ja, also die Feedbacks von den Klienten waren sehr hilfreich. In meinem Alltag als Masseur kennt man irgendwann nur die guten Feedbacks, da diese von den Männern kommen, die zurückkommen. Von den anderen gibt es selten Feedbacks. Durch Euren Fragebogen und die Feedbackgespräche wurden viele wichtige Aspekte angesprochen.
Hilfreich waren auch sehr die Feedbacks von meinen Kollegen als wir uns gegenseitig massiert haben. Da wurden dann noch mehr Aspekte angesprochen, die oft sehr wertvoll für mich waren.
Es war toll, wenn wir andere Tantra Masseure oder Teilnehmer von GLS massieren konnten, die schon viel Erfahrung hatten, wie bei dem Summer Evolution Festival oder wenn dieses zu Massage Sessions während der Module eingeladen wurden. Deren Feedback waren einfach sehr bereichernd. Alles zusammen genommen führte dies zu vielen „Aha“-Momenten für mich.
R: Wie ist deine persönliche Lernkurve verlaufen?
M: Also ganz am Anfang dachte ich, dass es eine bestimmte Form richtig zu massieren gibt, eine Sequenz, die gemacht werden muss in einer bestimmte Art und Weise, damit die Massage richtig ankommt. Durch die Tantra Massage Ausbildung habe ich gelernt, viel besser die Bedürfnisse meiner Klienten und deren körperlichen Ausdrücke wahrzunehmen.
Ich habe auch gelernt wie wichtig das Vorgespräch ist. Ohne ein gutes Vorgespräch könnte ich jetzt keine Tantra Massage mehr machen. Deinen Klienten zu hören wo er gerade steht und seinen Körper bewusst wahrzunehmen, und dabei die Intention und der Massage halt einfach anzupassen.
Aber auf jedem Fall bin ich noch im Prozess dieser Lernkurve. Deswegen haben wir das Training auch auf Modul 5 und 6 erweitert!
R: Wie würdest Du jetzt nach den 4 Modulen Deine eigenen Fähigkeiten bewerten? Wie waren die Feedbacks der einzelnen Massagen?
Also ich fühl mich auf jeden Fall wesentlich sicherer, ich hab ja auch ohne die Module vorher schon selbst versucht Tantra Massage zu geben. Da waren meine Lernquelle quasi nur Videos und das Internet aber kein realer Workshop und da war ich total verunsichert.
Nach den 4 Modulen fühle ich mich jetzt wirklich sicher, professionelle Tantra Massagen geben zu können. Vieles, was ich dachte, was falsch gelaufen war, war gar nicht so falsch, ich brauchte oft eine Bestätigung von den Trainern oder meinen Mitschülern, die ähnliche Erfahrungen am Anfang hatten…Zum Beispiel, dass natürlich der Empfangende oft anfangs aufgeregt, verunsichert und verletzbar ist, vor allem in der ersten Session, wenn er nicht weiß, was auf ihn zukommt. Diese Verunsicherung ist oft spürbar und manchmal war ich dann auch nervös… Die Erfahrung, viele Erstempfänger zu massieren während der 4 Module bei Gay Love Spirit, hat mich mittlerweile routiniert gemacht und ich kann inzwischen damit sehr gut umgehen.
Da konnte inzwischen ein kleiner Erfahrungsschatz in der Praxis für mich gesammelt werden. Das Wichtigste ist einfach, auch diese Sicherheit während der Sessions an den Empfänger zu vermitteln. Und ja, dann läuft es, dann kann man wirklich durchstarten.
R: Wie hast du den Unterricht in den Modulen empfunden?
M: Am Anfang, also im ersten Modul, war ich etwas verunsichert, weil es kein Frontal-Unterricht war, und es auch kein Monolog war, der da vorne abgehalten wurde, sondern, es wurde auch von uns viel Feedback und Mitarbeit gefordert und thematisch war es auch sehr breit gefächert.
Manchmal hat mir ein bisschen Struktur gefehlt, aber das war, weil ich diese Art von Unterricht nicht kannte. Es ging eben darum selbst genau zu spüren, was du mit deinen Händen machst und wie du an den anderen Menschen herangehst.
Am Ende des ersten Moduls gab es dann noch viel technische Details, die dann auch mit den Handouts geregelt worden sind. Aber am Ende ist es so, dass es immer eine Anregung für einen selbst ist, und dann muss man es eben umsetzen. So habe ich es empfunden. Auch als Anleitung, selbst weiter zu forschen, weiter und tiefer zu gehen.
R: Wie ist die Stimmung unter den Mit-Studenten?
M: Also die Stimmung hat sich von Anfang an bis jetzt immer weiterentwickelt. Es haben sich bestimmte Gruppenstrukturen entwickelt. Man kennt sich untereinander, man vertraut sich untereinander, man kann viel Privates auch miteinander austauschen, was am Anfang an gar nicht so einfach möglich war.
Es hat sich auch ein fester Kern von Kollegen etabliert und dadurch ist ein richtiges Vertrauensverhältnis entstanden. Das führt dazu, dass wir auch wichtige Erlebnisse mit den Klienten in den Supervisionen ganz ehrlich miteinander besprechen können. Natürlich wachsen wir alle mit den Aufgaben und den Erfahrungen. Aber auch nach guten Vorgesprächen entwickeln sich manchmal schwierige oder eigenartige Situationen mit den Klienten. Es ist dann sehr wichtig, dass wir unsere eigenen Wahrnehmungen mit unseren Kollegen und den Trainern dann besprechen können, damit wir ein Feedback bekommen.
Die Verbindungen, die sich zwischen uns etabliert haben sind, sind wirklich schön, wir motivieren uns gegenseitig, der Austausch ist prima. Ich fühle mich in den familiären und freundschaftlichen Strukturen sehr angenommen und das ist wirklich unterstützend für mich.
R: Wie war deine eigene innere Entwicklung (unter dem Aspekt des persönlichen Wachstums) im Prozess des Trainings?
M: Also die Ausbildung bei Gay Love Spirit hat viele persönliche Entwicklungen in mir angestoßen. Persönliche Mankos, die quasi durch die Arbeit mit Tantra offengelegt wurden, kann ich jetzt begreifen.
Ja, wie soll ich sagen, ist es für mich wichtig geworden, das jetzt in Angriff zu nehmen Das kommt auch dadurch, dass mir vieles gespiegelt worden ist durch die anderen Trainees, wie ich persönlich ticke, wie andere ticken… ich habe gelernt, mich im Vergleich zu anderen wahrzunehmen und das hat einiges mit mir angestoßen und ich habe das Gefühl, das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.
Also, ich sehe das quasi als den Anfang eines neuen persönlichen Reifungsprozess, welcher sich mit dem Massage Praktiker Training in Gang gesetzt hat. Das passt auch zu dem, was ich bei Gay Love Spirit über Neotantra gelernt habe… es geht um Reflektion dieser inneren Prozesse. Das haben wir zusammen in der Trainingsgruppe wirklich gelernt und das ist eben viel mehr als eine bestimmte technische Abfolge von Griffen zu erlernen.
R: Du hattest mir damals auch gesagt, ich hab dadurch eine andere Art von Sexualität entdeckt und kennengelernt. (Stichworte Aufmerksamkeit, Paar-Probleme und Kommunikation)
M: Also ich sag mal was zur Veränderung der Sexualität. Da hat sich einiges bei mir geändert und ich würde das, wenn ich das zusammenfassen soll, was das Wichtigste für mich ist, dass ich jetzt erstmal angefangen habe, überhaupt zu überlegen, was will ich und was will ich nicht, das hab ich früher weniger gemacht, weil ich einem strickten sexuellen Schema gefolgt bin (also ich habe das getan was von mir als schwuler Mann erwartet wird in der schwulen Welt) ohne selbst zu reflektieren ist das eigentlich für mich richtig so?
Ich kann inzwischen sehr gut formulieren, was ich will. Und zwar auch Punkt gebracht ich brauch es langsam, ich brauch viel Zeit, ich brauch es sensitiv, ich brauch es zärtlich und dann lösten sich viele sexuelle Probleme und Problemchen auf. Und das ist ein absolut neues Ding von mir und ich sehe das heute rückwirkend auch als den Beginn des tantrischen Weges an. Ich hab mich dadurch viel besser selbst kennengelernt und das ging weit über die Module und die Stunden bei Gay Love Spirit hinaus, weil sich dieser Weg natürlich auch im Privatem fortsetzt. Ich bin heute fähig, zu sagen, was ich will, was für mich in Frage kommt und was nicht. Früher hätte ich mich über solche Sachen geschämt, heute kann ich das alles ausdrücken. Das hat in mir ein sexuelles Selbstbewusstsein geschaffen, das genieße ich sehr (lacht).
R: Wie würdest Du Deinen Lernerfolg beschreiben? Kannst Du jetzt mit Klienten alle Fragen kommunizieren und dich auf Ihre Belange einstellen?
M: Ja, das ist meine Intention. Das lernt man hier im Kurs, aber da muss man immer dranbleiben, die eigene Wahrnehmung muss immer weiter geschult werden. Das passiert ja auch weiterhin durch die Supervision, man kann nicht sagen oder ich kann nicht sagen so jetzt bin ich fertig und jetzt kann ich alle Belange der Kunden von den Augen ablesen. Im Gegenteil, wir haben Tools in die Hände gelegt bekommen wo wir gewisse Fragen stellen und wir haben auch gelernt, wann wir das am besten tun.
Wir haben gelernt, den möglichen Unterschied wahrzunehmen zwischen den Wünschen des Kunden (wie er sie verbal ausdrückt) und was mit der Körpersprache und dem Körper ausgedrückt wird. Das kann manchmal das Gegenteil sein. Ich musste lernen, wie ich damit umgehe – das war am Anfang für mich ein riesiges Lernfeld. Und auch jetzt – ich habe noch nicht so viel Erfahrung, dass ich sagen kann, jetzt bin ich fertig (wenn es das überhaupt gibt). Aber ich bin sensibilisiert, auf jeden Fall herauszufinden, was der Klient will oder was der Empfänger sich wünscht.
Dazu kommt, dass es nicht immer das ist, was ich bereit bin das zu geben. Aus tantrischer Sicht will ich keine Wünsche abarbeiten, die vor allen Dingen sexueller Natur sind, weil ich ja gerade beim Tantra neue Erfahrungen bieten will und neue Räume öffnen will für den Klienten. Also das alles ergibt ein weites Feld in dem ich gerne arbeite.
R: Jeder Klient ist eine neue Welt, oder?
M:Ja, das kommt noch dazu. Und ich denke je mehr ich tantrisch massiere und je öfter ich Tantra Sessions gebe desto mehr überraschende Sachen tauchen immer wieder auf.
R: Gibt es noch etwas weiteres, was du zum Training mitteilen möchtest?
M: Ein bisschen absurd vielleicht, aber mir fällt eine Kleinigkeit ein. Am schwierigsten war für mich die organisatorische Herausforderung im Modul 2. Wo quasi viele Sachen parallel gelaufen sind, wo wir schon an die Hand genommen worden, aber da waren auch noch 5 andere Kinder an jeder Hand und mehr Hände hatten die Trainer nicht. Wir hatten nicht mehr die volle Aufmerksamkeit der Trainer.
Also für mich war besonders schwierig, mehr als eine Session unmittelbar hintereinander zu geben. Am Anfang dachte ich, das geht doch gar nicht. Natürlich denke ich jetzt, das werdet ihr wahrscheinlich auch bei den zukünftigen Modulen so handhaben. Natürlich werdet ihr immer besser und enger strukturiert werden. Auf der anderen Seite war auch die Struktur so wie sie war so auch sehr gut für uns, um zusammen diese Lernkurve zu genießen.
Wir konnten immer Wünsche äußern und ihr seid immer mehr auf unsere Wünsche eingegangen und habt sie bei der Planung berücksichtigt, das fand ich wirklich super. Viele Wünsche von uns sind quasi erst während oder nach den Modulen selbst entstanden. Und ihr habt darauf sehr gut reagiert, je besser ihr uns kanntet, umso besser habt ihr darauf reagiert, das war fand ich wirklich toll. Deshalb machen auch fast alle freiwillig weiter.
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